Hurra, wir leben noch
Nach diesem bekannten Song der kürzlich verstorbenen italienischen Sängerin Milva, melde ich mich nun zurück.
Mit erstaunen stelle ich auch fest, wie schnell die Zeit vergeht. Drei Monate, 3 Monate wo viel passiert ist.
In der Zeit konnte ich leider meine Webseite noch nicht umbauen. Dabei habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Aber ich war nicht untätig. Ich hatte einige Projekte übernommen und engagierte mich als Tester für barrierefreie Webseiten. Ich habe mich mit Kursen zu Web-Entwicklung weitergebildet und mir Wissen angeeignet. Außerdem habe ich eine Projektaufgabe bei der Open Health Hackademy eingereicht, und meine Idee für einen selbstbestimmten Besuch beim Bäcker oder anderen Läden, mit anderen Personen weiter durchdenken können. Die Idee für eine APP rückt nun in eine praktische Nähe.
Ich hätte auch nicht gedacht, dass diese Hackademy mich so sehr anstrengte und an meinen körperlichen Ressourcen so sehr nagt. Dass ich etwa 3 Woche brauche, um mich wieder zu erholen und zu sammeln.
Die Hackademy war in den 5 Wochen sehr anstrengend und nicht immer frustfrei. Nun mit etwas (Gedanken-) Abstand, kommt langsam wieder die Freude auf, und ich konnte Kraft tanken meine Vision vom Inklusionär weiterzuverfolgen.
Warum war die Hackademy so anstrengend für mich?
Ich habe gleich eine ganze Reihe von Problemen ausfindig machen können:
- Ungeeignete Tools für blinde und seheingeschränkte Menschen
- nur virtuelle Treffen möglich
- zeitliche Begrenzung der Hackademy und der Arbeitsphasen
- wenig Möglichkeit sich als Team zu treffen
- Probleme mit der Verständigung
- Probleme mit Rollenverteilung im Team
- Probleme mit Umsetzung von Ideen – Konkurrenzideen
- keine Testung der Idee auf Barrierefreiheit
- Vorpreschen von Teammitgliedern
Wie es am Anfang immer ist, die Motivation aller Teilnehmer ist hoch und das Team auch, nach einiger Zeit schrumpft beides. Aber Schwamm drüber, es mangelte auch an anderer Stelle.
Es gibt keine wirklich guten Tools, die barrierefrei sind. Insbesondere Tools für Whiteboard. Die Hackademy benutze das Whiteboard-Tool Miro. Miro ist was Benutzung für seheingeschränkte und blinde Nutzer eher bis nicht praktikabel nutzbar. Es gab zwar die Möglichkeit sich mit Hilfe von Frames/Rahmen auf dem Board zu navigieren, wenn aber kein Frame festgelegt wurde, dann war der Bereich schwer zu finden. Die Navigation im Board war für mich auch die Hölle, da meine Vergrößerungssoftware parallel auch den Bereich vergrößern wollte. Mit dem Touchpad das Board zu verschieben führte dazu, dass ich das Element, was unter der Maus lag, leicht verschieben konnte. Einfach nur frustrierend und mit Zeitdruck von manchmal 5 Minuten war dies auch nicht möglich mit anderen Mitgliedern im Team mitzuhalten. Bei manchen Aktionen gab es Unterstützung vom Hackademy-Team, aber es war nicht immer anwesend.
Ein barrierefreies Whiteboard-Tool müsste auf allen Ebenen Screenreader-tauglich sein, es müsste mit Tastatur bedienbar sein und alle Elemente durch Tastatur auffindbar werden. Grafische Elemente müssen mit Alternativtext versehen werden und Notizen bzw. Kommentare an den Stellen von Elementen angehängt und erweiterbar sein.
Bei der Hackademy wurde mittels Miro eine Story von einer Entdeckertour via Schiff und mit mehreren Inseln dargestellt. Dies ist schwer umsetzbar, wenn das Gesamtkonstrukt und die Struktur dieser Landkarte nicht klar ist. Ich hatte damit meine Schwierigkeiten, da ich die Übersicht nicht behalten konnte, und der Inhalt insbesondere Text nur schwer erkennbar blieb.
Es gibt viel zu tun um die Digitalisierung auch inklusiv und barrierefrei zu machen.
Alles in allem verlief die Hackademy etwas befriedigend ab, nur das Gefühl bei der Teilnahme war nicht befriedigend. Da hätte ich mir mehr Fokus und Sensibilität aller Teilnehmer und Organisatoren gewünscht.
Denn wichtig sind die betroffenen Gruppen auch zu integrieren und nicht sich als Gutmenschen anzubieten, den armen Behinderten Menschen helfen wollen. Die Grundidee ist gut, aber die Umsetzung war es nicht.
Ich will den Prozess mitgestalten und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, ohne dass ich aktiv mitwirken kann. Nur durch Mitwirkung kann eine Inklusion auch stattfinden, nur durch aktive Teilnahme fühl ich und andere bestimmt auch wertgeschätzt und nicht ausgeschlossen.
Das Gefühl von ausgeschlossen werden und spürt man im Alltag schon stark und ist nicht die Welt, die ich möchte.
Meine Projekte
Ich würde gerne die Idee weiter vorantreiben, es ist mir ein wichtiges Anliegen und motiviert mich sehr. Daher wird es eines meiner Projekte bleiben. Für die Umsetzung eigne ich mir noch Wissen an für App-Entwicklung und barrierefreier Gestaltung.
Für meine Webseite will ich ein Plugin für Elementor entwickeln. Die Schwierigkeit besteht bisher für Elementor weitere Widgets zu entwickeln.
Mein Résumé
Meine letzten 3 Monate waren eine sehr lehrreiche Zeit und ich konnte viele Erfahrungen sammeln.
Die Hackademy ist ein guter Ansatz schnelle Lösungen (Hacks) zu entwickeln, aber ich weiß jetzt auch wie Online-Veranstaltungen nicht laufen sollten. Und was ich noch gelernt habe, dass im Team die Rollenverteilung und Verantwortung notwendig ist. Der Prozess im Team gestärkt werden muss und alle Teilnehmer aktiv eingebunden werden sollen. Außerdem finde es wichtig allen Teammitgliedern einen Zugriff zu geben, zu den aktuellen Stand bzw. einem Shared-Space zur Dokumentation. Denn nichts ist anstrengender, immer wieder zu fragen und evaluieren worum geht es momentan eigentlich. Wichtig finde ich auch in dieselbe Richtung zu laufen und den Austausch zu den Nutzern zu halten.
Durch die ganzen Online-Veranstaltungen und das Home-Office stand ich ziemlich unter Strom. Und einige Projekte blieben auf der Strecke.
Gut, durch die ganzen Maßnahmen im Zusammenhang mit Vermeidung von Covid-19 / Corona schlagen sich auch auf den Gemütszustand wider und ich konnte die Zeit eher mit reflektieren und Überdenken meines Seins widmen. Aber ich bin mir sicher weiter an der Thematik „Wie werde ich ein Inklusionär?“ arbeiten.
Zu guter Letzt: Mit Mut und Zuversicht mache ich weiter (nach Milva), so schnell geb‘ ich nicht auf.
Robert